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Als ich junge 21 Jahre zählte, besuchte ich eine Weiterbildung an der Textilfachschule. Ich schlenderte also am ersten Schultag – in Jeans, Boots und farbigem Benetton Pullover – in den Unterrichtungsraum und suchte mir einen hübschen Sitzplatz aus. Dabei musterte ich unauffällig meine Mitschüler und blieb mit den Augen bei meinem Gegenüber hängen. JESSES!! Da sass eine Frau in einem Plissee Jupe, Bluse und strengem Blazer, ... und die Jacke hatte Goldknöpfe als Verschluss! Wer war DAS denn?

DAS war Anna : ) Und wir sind nun seit 26 Jahren befreundet!

Es stellte sich sehr rasch heraus, dass der Kleidungsstil der einzig grosse Unterschied zwischen uns war. Wir lernten zusammen für die Prüfungen, hatten Spass, wurden gemeinsam älter und arbeiteten ein paar Jahre lang beide in Bern. Anna unter den Lauben links und ich gegenüber unter den Lauben rechts. Und meist trafen wir uns nachmittags zu einem kleinen Lunch und klönten ein wenig über „unser Personal“ oder anstrengende Kunden, lobten gegenseitig unsere neuen Schaufenster, diskutierten Trends oder was wir kommende Saison für unsere Geschäfte einkaufen wollten.

Wir liebten unsere Jobs! Mit Kunden und Mode zu „arbeiten“ machte Spass und erfüllte uns mit grosser Zufriedenheit. Auch wenn der Beruf, leider heute immer noch (!) viel zu wenig Anerkennung und Beifall bekommt!! Genauso wie auch das Ansehen von Coiffeuren oder Servicepersonal – übrigens alles Berufe die entscheidend sind für unser Wohlgefühl!! Ein muffeliger Kellner kann mir im feinsten Restaurant den Abend versauen. Eine unmögliche „Hair Artistin“, kann mir je nach Fachwissen mehr als nur einen Abend versauen! Es macht mich jeweils traurig wenn ich einer dieser Spezies begegne die dieses Berufs-Klischee bestätigt …. und sehr ärgerlich, wenn ich zum Beispiel beim Bezahlen das Rückgeld auf den Tisch geschmissen bekomme, … an meiner entgegengestreckten Hand vorbei. Das hat meiner Meinung nach nichts mit dem Beruf sondern mit Anstandslosigkeit zu tun.

Aber so wie Anna und ich damals im Verkauf waren gibt es ganz viele Menschen die ihren Job mit viel Leidenschaft ausleben. Es braucht nebst Fachwissen viel Fingerspitzengefühl, Einfühlungsvermögen und man muss Menschen MÖGEN (!) und zwar nicht nur die sympathischen, unkomplizierten. Wenn man in Geschäften einkaufen geht die engagierte Mitarbeiter haben, bekommt man nebst dem Eingekauften zusätzlich Glücksgefühle, Selbstwertgefühl und Begeisterung gratis mit dazu.

Anna ist sehr organisiert, verantwortungsbewusst, diszipliniert, Detail verrückt, immer voller Elan, spricht vier Sprachen fliessend und ist heute nicht ohne Grund „Head of Switzerland“ eines europäischen Grosskonzerns – ICH BIN STOLZ AUF SIE! Sie organisiert Geschäftseröffnung mit Herzblut und glüht vor Begeisterung wenn sie bis ins Detail alles planen kann – und der Event dann erfolgreich durchgeführt ist. Anna ist aber auch spontan, unkompliziert, grosszügig, sie kann lauthals und herzlich losprusten wenn sie was lustig findet und sie sieht Sachen und findet sie bezaubernd, die jemand anderes gar nicht sieht.

… und manchmal ist sie auch etwas zerstreut, was zu vielen lustigen Geschichten geführt hat. So konnte sie zum Beispiel eine teure, kunstvolle Torte von Sprüngli balancierend durch die Stadt zum Parkhaus tragen, sie auf dem Autodach vorsichtig abstellen, alle sonstigen Tüten und Taschen im Auto verstauen …. und …. losfahren. Wir haben uns gekugelt vor Lachen!

Vor 17 Jahren heiratete Anna, gründete eine Familie, ihr Mann organisierte von da an alles Private, übernahm die Kindererziehung und beide sind bis heute sehr zufrieden mit ihrer Lebensaufteilung. Bei eben dieser Hochzeit im Jahre 2000 war auch der von Anna geliebte Cousin eingeladen. Sie hatte mir in den vergangenen Jahren schon viel über ihn erzählt und ich war gespannt wie er denn in Wirklichkeit so war. Ja, … und da kam er dann der Cousin Leonardo …
... und ein Jahr später heirateten auch wir! Der beste Entscheid meines Lebens!

Anna konnte es gar nicht glauben,… ja wer hätte das auch! Durch Leonardo bin ich nun über eine Ecke verwandt mit meiner Freundin und werde sie dadurch wohl auch nie mehr los ; ) Seit mein Mann und ich die Modeagentur gründeten kommt er oft auch an unsere „Modetussy“ Treffen mit. Es ist lustig und interessant zu dritt über Modetrends oder die aktuelle Marktsituation zu diskutieren.

Übrigens hat sich der persönliche Modestil von uns beiden Frauen sehr angenähert. Anna ist zwar immer noch die „Herausgeputztere“ von uns beiden... Aber erst vor kurzem – Trommelwirbel – kaufte sie sich ein paar Sneakers!!

Anna ist in all den Jahren ein immer positiver und optimistischer Mensch geblieben. Und auch ich probiere so durchs Leben zu gehen, denn ich bin der Ansicht, dass mit ein wenig Humor viele traurige, schwierige oder belastende Momente einfacher gemeistert werden können.

Wir alle tragen unsere Vergangenheit mit uns – und spätestens wenn wir älter werden sind auch schwierigere Zeiten zu bewältigen. Aber das ist wohl sowieso eine der grössten Herausforderung des Lebens: Trotz allem grosszügig, gerecht, interessiert, humorvoll und positiv zu bleiben und das Leben schön zu finden.


Und FERTIG für heute …. Bis bald ❤

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